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Babylonia Constantinides, M.A.
Referenten: PD Dr. Jörg von Brincken (LMU) und Prof. Dr. Fabienne Liptay (UZH)
Das Bedürfnis nach Bedeutung und Konnex nährt das Interesse am biografischen Erzählen und manifestiert sich in harten Realitäten sozialer Strukturen. Dem Entwerfen und Vergegenwärtigen, Dokumentieren und Korrigieren, Überhöhen und Überspringen, Zergliedern und Montieren von Biografie bietet der Film eigene Formen der Realisierung. Ton und Bewegtbild verbinden sich zu Kopien, Ableitungen, Miniaturen, Makromodellen oder Leitbildern des Lebens.
Das filmwissenschaftliche Promotionsvorhaben untersucht mimetische Momente biografischer Autorenfilme aus produktionsästhetischer Perspektive. Zwischen dem Nachvollziehen und dem Neukonstruieren von Biografie im Prozess ihrer inhaltlichen wie formalen Medialisierung liegt die Schärfentiefe des Forschungsprojekts. Dabei erfasst der kulturtechnische Begriff der Mimesis die Filmbiografie in ihren reproduktiven sowie schöpferischen Komponenten. Anhand experimenteller filmischer Formen, die entgegen bestehender Genregrenzen neue Narrative aufweisen oder sich antagonistisch der Verschiebung von Wirklichkeit annehmen, soll das Wechselspiel von Dokumentation und Fiktion, das dem Biografischen wie dem Mimetischen eigen ist, untersucht werden. Mit dem Hintergrund des Avantgardefilms der 1960er und 1970er Jahre werden mimetische Filmpraktiken zeitgenössischer Positionen in ihrer geschichtlichen Kontinuität und Abweichung betrachtet. Besondere Beachtung erfährt dabei die Verwendung von Found Footage und die Verflechtungen von individuellen Lebensgeschichten mit mehrperspektivischen Familienchroniken. In die Analyse gerät Mimesis damit als darstellende und als dargestellte, als Form und Gegenstand.
Die Promotion wird realisiert als Cotutelle zwischen dem Internationalen Doktorandenkolleg MIMESIS der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.