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Seminar für Filmwissenschaft

Publikationen

Neuerscheinungen

 

Harun Farocki: Lerne das Einfachste! Texte 2001–2014, hg. von Volker Pantenburg, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2022.

In den Jahren 2001 bis 2014 wird Harun Farockis Werk immer stärker im Feld der zeitgenössischen Kunst wahrgenommen. Internationale Einzelpräsentationen und die Beteiligung an großen Ausstellungen wie der documenta 12 (2007) begleitet Farocki mit Reflexionen über die veränderten Bedingungen, unter denen die kontinuierliche, nun häufig in modularen Serien organisierte Produktion stattfindet. Seine Texte kommentieren und kontextualisieren einerseits die Arbeit an den installativen Zyklen Auge/Maschine, Ernste Spiele und Parallele sowie der aufwändigen 12-Kanal Installation Deep Play zum Fußball-WM-Finale 2006. Und sie bieten andererseits, im Umkreis des Films Aufschub und der Workshopserie Eine Einstellung zur Arbeit, Gelegenheit, auf zentrale Themen wie die Darstellung der Lager oder den wandelnden Status von Arbeit zurückzukommen. Im Sommer 2014 wird die über fünfzig Jahre hinweg nicht nachlassende Produktivität Farockis durch seinen plötzlichen Tod beendet. Der Band enthält ein Nachwort des Herausgebers Volker Pantenburg.

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Susie Trenka: Jumping the Color Line. Vernacular Jazz Dance in American Film, 1929–1945. New Barnet: John Libbey Publishing, 2021.

Susie Trenka: Jumping the Color Line

From the first synchronized sound films of the late 1920s through the end of World War II, African American music and dance styles were ubiquitous in films. Black performers, however, were marginalized, mostly limited to appearing in "specialty acts" and various types of short films, whereas stardom was reserved for Whites. Jumping the Color Line discusses vernacular jazz dance in film as a focal point of American race relations. Looking at intersections of race, gender, and class, the book examines how the racialized and gendered body in film performs, challenges, and negotiates identities and stereotypes. Arguing for the transformative and subversive potential of jazz dance performance onscreen, the six chapters address a variety of films and performers, including many that have received little attention to date. Topics include Hollywood's first Black female star (Nina Mae McKinney), male tap dance "class acts" in Black-cast short films of the early 1930s, the film career of Black tap soloist Jeni LeGon, the role of dance in the Soundies jukebox shorts of the 1940s, cinematic images of the Lindy hop, and a series of teen films from the early 1940s that appealed primarily to young White fans of swing culture. With a majority of examples taken from marginal film forms, such as shorts and B movies, the book highlights their role in disseminating alternative images of racial and gender identities as embodied by dancers – images that were at least partly at odds with those typically found in major Hollywood productions.

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Fabienne Liptay (Hg.): Roy Andersson. Film-Konzepte 60. München: edition text + kritik, 2021.

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Obwohl Roy Andersson seit seinem Debüt mit «Eine schwedische Liebesgeschichte» (1970) gerade einmal fünf Langspielfilme realisiert hat, gehört er zu den grossen Stilisten und Philosophen des europäischen Kinos. Ein Paar schwebt am Wolkenhimmel in enger Umarmung, unter ihnen eine zerbombte Ruinenlandschaft. Ein Vater bindet der kleinen Tochter im strömenden Regen die Schnürsenkel. Ein Priester hat seinen Glauben verloren, er sucht Hilfe beim Arzt, aber die Praxis hat bereits geschlossen. Szenen aus Roy Anderssons jüngstem Film «Über die Unendlichkeit» (2019) fügen sich – wie auch in anderen Filmen des Regisseurs – zu einer Reihe dramatisch lose verbundener Episoden. Darin wird die menschliche Existenz in ihrer ganzen Würde und Lächerlichkeit verdichtet. Alles Geschehen erscheint profan und transzendent, alltäglich und surreal zugleich. Roy Andersson ist ein lakonischer Erzähler und ein äußerst präziser Choreograph, der seine Filme aus Miniaturen fügt, in denen sich gerade deshalb das große Ganze zeigt, weil sich kaum etwas ereignet. Zärtlich und mitleidlos wird das menschliche Leben geschildert, die Sehnsucht nach Liebe, die Suche nach Sinn, die Bürde des Alltags, die Schrecken des Krieges, die Vergänglichkeit des Lebens und der Traum von der Unendlichkeit.

Die «Film-Konzepte» leisten einen Beitrag zur kontinuierlichen Erforschung und kritischen Würdigung von Filmemacher*innen in der Geschichte und Gegenwart des Films. Die Reihe erscheint vierteljährlich und wird von Fabienne Liptay, Kristina Köhler und Jörg Schweinitz herausgegeben.

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Thomas Christen (Hg.): Von den Anfängen des Films bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Der internationale Film von 1895 bis 1945. Einführung in die Filmgeschichte Band 1. Marburg: Schüren, 2020.

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Dieser Band behandelt die ersten 50 Jahre seit Erfindung des Films unter besonderer Berücksichtigung nationaler Entwicklungen.

Im Dezember 1895 führten die Brüder Lumière ihren Kinematographen erstmals öffentlich vor. Ihre Kürzestfilme fanden ein begeistertes Publikum und galten als noch nie dagewesene Sensation. Ein neues Medium, dessen Entwicklungspotenzial noch nicht absehbar war, feierte seine Geburtsstunde und verbreitete sich im Nu rund um den Globus.

Ab 1905 begann sich Film jedoch langsam, aber sicher vom Kino der Attraktionen – einem Kino, das vor allem Spektakuläres zeigt und ohne längere Geschichte auskommt – weg- und zum Erzählkino hinzubewegen. In den 1910er-Jahren schließlich holten innovative Filmemacher das junge Medium definitiv aus der Schmuddelecke und machten es zu einer Kunstform, indem sie die dem Film eigenen Gestaltungsmittel entdeckten und weiterentwickelten.

 

Nepomuk Zettl: Eingeschlossene Räume. Das Motiv der Box im Film. Bielefeld: Transcript, 2020.

eingeschlossene räume

Von Georges Méliès über Alfred Hitchcock bis hin zu David Lynch – das Motiv der Box taucht in der Filmgeschichte immer wieder auf. Dabei konfrontiert es die BetrachterInnen mit einem medialen Paradox: Die Box ist sichtbar und umschließt zugleich einen Raum, der verborgen bleibt. Als Motiv birgt jede Box eine eigene Geschichte, die sich im Laufe des Films entfaltet. Damit ermöglicht sie eine kritische Perspektive auf das, was scheinbar selbsterklärend vor unseren Augen liegt. Ausgehend von konkreten Filmanalysen untersucht Nepomuk Zettl räumliche Einschlüsse im Film auf ihre narrativen, ästhetischen und epistemologischen Dimensionen und legt damit die erste Studie zu diesem omnipräsenten, aber bislang übersehenen Motiv vor.

 

Franziska Heller: Update! Film- und Mediengeschichte im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit. Paderborn : Wilhelm Fink [etc.], 2020.

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Nie schien der Zugriff auf Filmgeschichte leichter als heute: Mit wenigen Klicks kann man „Klassiker“ anschauen, sie kopieren und teilen – noch dazu digital remastered, „schöner als je zuvor“! In der jüngeren Medienkultur werden ehemals analoge Filme digitalisiert und durchlaufen ständige Transformationen, um in neuen Medienumgebungen sichtbar zu bleiben. 
Die Studie widmet sich den grundsätzlichen Fragen, in welcher Form die vermeintlich allgegenwärtig verfügbaren Bewegtbilder aus der Filmgeschichte überhaupt in die Zirkulation der digitalen Kultur gelangen und welche ästhetischen, theoretischen, soziokulturellen wie historiografischen Konsequenzen sich daraus ergeben.

 

Matthias Uhlmann: Die Filmzensur im Kanton Zürich. Geschichte, Praxis, Entscheide. Zürich: Legissima, 2019.

Die Filmzensur im Kanton Zürich

Die erste umfassende Monografie zur Geschichte der Zürcher Filmzensur von den Anfängen in den 1910er Jahren bis zur Abschaffung der Vorzensur 1971. Basierend allermeist auf erstmals ausgewerteten amtlichen Quellen werden sämtliche überlieferten Interventionen der Filmkontrollkommission der Zürcher Polizeidirektion in chronologischer Folge untersucht (darunter rund 100 Filmverbote und über 250 Fälle nur gekürzt zugelassener Filme). Die Entstehung und der Inhalt der massgeblichen Regulative finden ebenso Betrachtung wie die vom Medium Film und von umstrittenen einzelnen Genres und Produktionen angestossene Debatten im Parlament und in der (Medien-)Öffentlichkeit. Über 3100 Standbilder aus beanstandeten Sequenzen veranschaulichen das Wirken der ‹Filmpolizei›.
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Barbara Flückiger, Eva Hielscher, Nadine Wietlisbach (Hg.): Color Mania.
Materialität Farbe in Fotografie und Film. 
Lars Müller/Fotomuseum Winterthur: Zürich/Winterthur 2019.

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Seit den Anfängen der Kinematografie ist der Film ein farbiges Medium und eine bunte Kunstform. Im Laufe der Filmgeschichte wurden mehr als 230 Farbfilmverfahren entwickelt, nicht wenige in enger Verflechtung mit der Fotografie. So institutionalisierten beide Medien zahlreiche Techniken wie die Hand- und Schablonenkolorierung sowie verschiedene Druck- und Rasterverfahren. Neben dieser grundlegenden Verbindung der technischen Farbsysteme sind zwischen Film und Fotografie intermediale Austauschprozesse von Farbattribution und -Ästhetik zu beobachten.

Color Mania belichtet neben Aspekten des Materials Farbe in Fotografie und Film auch die Beziehung historischer Filmfarben zur heutigen Fotografie. Arbeiten von zeitgenössischen FotografInnen und Kunstschaffenden, die sich mit technischen und kulturtheoretischen Aspekten des Materials Farbe beschäftigen, vergegenwärtigen die Bezüge. Ästhetische und technische Parallelen stehen im Fokus von thematischen Clustern, zu denen Mode und Identit.t, Abstraktion und Experiment, Politik, Exotik und Reise gehören.

Die Publikation enthält eine allgemeine Einführung zu Farbe in Film und Fotografie (Technik, Materialität, Ästhetik) sowie eine Reihe kurzer Essays, die spezifische Aspekte näher betrachten. Ein umfangreicher Abbildungsteil illustriert die Texte und Farbsysteme und führt die ästhetische Erfahrung der verschiedenen Verfahren und Exponate aus der Ausstellung in Buchform weiter.

 

Evelyn Echle: Ornamentale Oberflächen. Spurensuche zu einem ästhetischen Phänomen des Stummfilms. Marburg: Schüren, 2018. (Zürcher Filmstudien 41)

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Die visuellen Welten des Stummfilms sind vielfach durch ornamentale Oberflächen geprägt: Interieurs wie Vorhänge, Teppiche, Tapeten, Möbel, Lampen und ebenso Kostüme. Neben der Funktion als Schmuck im diegetischen Raum erfasst das Ornamentale auch die Beziehung zwischen Figur und Umgebung sowie die Komposition des Filmbildes als Ganzes. Galt das Ornament lange als ‹konservative› Form, so hat sich die ihm innewohnende Abstraktionskraft als ein Prinzip der Moderne erwiesen. Entsprechend zeichnet die Studie an ausgewählten Fallbeispielen film- und stilhistorisch nach, welche Rolle ornamentgeprägte Filmbilder für die Ausformung einer innovativen Filmsprache spielten und welche Ideen des zeitgenössischen Ornament-Diskurses sich in Kunst- und Filmtheorie damit verbinden.
 

 

Simon Spiegel: Bilder einer besseren Welt. Die Utopie im nichtfiktionalen Film. Marburg: Schüren, 2019. (Zürcher Filmstudien 40)

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Seit Thomas Morus’ Utopia sind in den vergangenen 500 Jahren zahlreiche literarische Werke erschienen, die eine bessere Welt entwerfen. Im Film scheint die positive Utopie dagegen inexistent. Die bisherige Forschung konzentrierte sich fast ausschließlich auf dystopische Spielfilme, da positive Szenarien den Anforderungen des Mediums angeblich zuwiderlaufen.
Bilder einer besseren Welt wählt einen anderen Ansatz und nimmt, ausgehend von der Erkenntnis, dass auch literarische Utopien primär als Reaktionen auf eine missliche Gegenwart und nicht als unter haltende Erzählungen gedacht sind, mit dem Dokumentar-und Propagandafilm einen bisher kaum erforschten Bereich in den Fokus.
Die Studie baut auf aktuellen Erkenntnissen der Utopie und Dokumentarfilmforschung auf und behandelt ein historisch und thematisch weit gefasstes Filmkorpus. Zu den untersuchten Werken gehören zionistische Propagandafilme, filmische Stadtutopien, sozialistische Zukunftsfilme sowie Web-Videos der Terrororganisation Islamischer Staat. Download

 

Mireille Berton, Charlotte Bouchez, Susie Trenka (Hg.): La Circulation des images: cinéma, photographie, nouveaux médias / Die Zirkulation der Bilder: Kino, Fotografie und neue Medien. Marburg: Schüren 2018.

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Der zweisprachige Band Die Zirkulation der Bilder befasst sich aus pragmatischer Perspektive mit Zirkulationsphänomenen im Zeitalter der Massenreproduktion von Bildern. Die zehn Texte von Nachwuchsforschenden der Universitäten Lausanne und Zürich präsentieren konkrete Fallstudien aus dem Zeitraum von den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart, wobei das Bilderspektrum von Kinofilmen über Fotografien bis zu multimedialen Fantasiefiguren reicht. Jede Studie beleuchtet die materiellen, sozialen und politischen Umstände, die den Zirkulationsprozess der jeweiligen Bilder steuern. Im Zentrum steht dabei stets die Frage nach den Strategien der Akteure und den Auswirkungen der Zirkulation. Zur Sprache kommen beispielsweise die transnationale Zirkulation und Rezeption von Filmen, Fragen der Institutionalisierung der Fotografie, die Rolle von (physischen oder digitalen) Archiven oder Phänomene von partizipativer Produktion/Konsumation in Zeiten des Internets. Über die spezifischen Analysen hinaus bieten die zahlreichen Querverbindungen zwischen den vielfältigen (historischen) Studien auch Anlass, die Konzepte von Produktion, Zirkulation und Rezeption auf theoretischer Ebene zu überdenken. ​

 

Margrit Tröhler, Guido Kirsten (Hg.): Christian Metz and the Codes of Cinema. Film Semiology and Beyond. Amsterdam: Amsterdam University Press, 2018.

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A pioneering figure in film studies, Christian Metz proposed countless new concepts for reflecting on cinema from the 1960s to the 1980s. He also played a key role in establishing film studies as a scholarly discipline, making major contributions to its institutionalization in universities worldwide. This book brings together a stellar roster of contributors to present a close analysis of Metz’s writings, their theoretical and epistemological positions, and their ongoing influence today. ​
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Seraina Rohrer: La India María. Mexploitation and the Films of María Elena Velasco. Austin: University of Texas Press, 2017.

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La India María—a humble and stubborn indigenous Mexican woman—is one of the most popular characters of the Mexican stage, television, and film. Created and portrayed by María Elena Velasco, La India María has delighted audiences since the late 1960s with slapstick humor that slyly critiques discrimination and the powerful. At the same time, however, many critics have derided the iconic figure as a racist depiction of a negative stereotype and dismissed the India María films as exploitation cinema unworthy of serious attention. By contrast, La India María builds a convincing case for María Elena Velasco as an artist whose work as a director and producer—rare for women in Mexican cinema—has been widely and unjustly overlooked.

Drawing on extensive interviews with Velasco, her family, and film industry professionals, as well as on archival research, Seraina Rohrer offers the first full account of Velasco’s life; her portrayal of La India María in vaudeville, television, and sixteen feature film comedies, including Ni de aquí, ni de allá [Neither here, nor there]; and her controversial reception in Mexico and the United States. Rohrer traces the films’financing, production, and distribution, as well as censorship practices of the period, and compares them to other Mexploitation films produced at the same time. Adding a new chapter to the history of a much-understudied period of Mexican cinema commonly referred to as «la crisis,» this pioneering research enriches our appreciation of Mexploitation films.
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Mattia Lento: La scoperta dell'attore cinematografico in Europa. Attorialità, esperienza filmica e ostentazione durante la seconde époque. Pisa: Edizioni ETS, 2017. (Collana: Scritture della visione 21)

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Questo studio dàconto della rivoluzione produttiva, distributiva e spettacolare avvenuta a partire dal 1910 con l'irrompere dei film di Asta Nielsen e ricostruisce le caratteristiche peculiari del cinema della seconde époque, ovvero del cinema europeo degli anni Dieci, un periodo in cui l’istituzione cinematografica èimpegnata a valorizzare e negoziare la novitàcostituita dall'attore. Il suo emergere èstato interpretato come naturale conseguenza della sempre maggiore importanza assunta dalla narrazione oppure confuso con la nascita del divismo. Coniugando ricerca storico-empirica, analisi filmica, teoria cinematografica e teatrale, La scoperta dell'attore cinematografico in Europa intende gettare nuova luce su un processo finora sottovalutato e su un momento storico considerato troppo spesso come mero momento di transizione tra cinema delle origini e cinema narrativo classico. Inoltre, a partire da un'indagine storicamente situata, questa ricerca intende offrire anche nuovi strumenti di analisi della recitazione cinematografica, che tengano conto non soltanto dell'agire attoriale, ma anche della mediazione e della ricezione della performance.
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Sandra Frimmel, Fabienne Liptay, Dorota Sajewska, Sylvia Sasse (Hg.): Artur Żmijewski. Kunst als Alibi. Zürich/Berlin: diaphanes, 2017.

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Kunst als Alibi – damit ist eine Strategie des polnischen Videokünstlers Artur Żmijewski benannt. In seinen Arbeiten rehabilitiert Żmijewski die Idee der Wirkung von Kunst auf die Gesellschaft als Konzept autonomer Kunstproduktion. Dabei verzichtet er radikal auf eine Ästhetisierung der Wirklichkeit. Kunst ist für ihn vielmehr ein »Werkzeug«, ein »Mechanismus« und manchmal auch nur das »Alibi«, um politisch in die Welt eingreifen zu können. Er arbeitet mit MuseumsdirektorInnen, mit Frauen im Gefängnis, mit KünstlerInnen, AktivistInnen und PolitikerInnen.
Der vorliegende Band versammelt ausgewählte Essays, Gespräche und Bilder ­Żmijewskis, die die Idee der künstlerischen Praxis, die er selbst auch »Angewandte Gesellschaftskunst« nennt, vorstellen und diskutieren.

 

Kristina Köhler: Der tänzerische Film. Frühe Filmkultur und moderner Tanz. Marburg: Schüren, 2017. (Zürcher Filmstudien 38)

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Schon um 1900 beschrieben Besucher von Filmvorführungen das Flackern auf der Leinwand als «Tanz der Bilder». Die Idee, dass Filme Tanz nicht nur aufzeichnen, sondern selbst tänzerische Bewegungseffekte freisetzen – etwa durch die Gestaltung der Kamerabewegung oder Montage, kursiert seither in der Filmtheorie. Der Band untersucht die Denkfigur vom tänzerischen Film und zeichnet ihr Entstehen im Kontext der intermedialen Geschichte von früher Filmkultur und modernem Tanz zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach. 
Erarbeitet wird ein Theorie- und Analysemodell, das danach fragt, unter welchen ästhetischen, gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen Filme als «Tanz» erfahrbar werden. Aus dieser Perspektive wird die Geschichte des tänzerischen Films an einer Fülle von bislang kaum beachteten historischen Materialien – Filme, Filmtheorien, Aufführungspraktiken – entfaltet. Das Spektrum reicht von den Tanz- und Trickszenen des frühen Kinos über wissenschaftliche Bewegungsstudien, Tanz- und Kulturfilme, Filmkomödien und Melodramen der 1910er Jahre bis hin zu den ‹absoluten› Experimentalfilmen der 1920er und 1930er Jahre. Erstmals in den Blick genommen werden auch die Reaktionen moderner Tänzer, Choreographen und Tanztheoretiker wie Isadora Duncan, Rudolf von Laban und Mary Wigman auf den Film.

 

Jörg Schweinitz, Margrit Tröhler (Hg.): Die Zeit des Bildes ist angebrochen!
Französische Intellektuelle, Künstler und Filmkritiker über das Kino. 1906–1929
. Alexander Verlag Berlin: Berlin, 2016.

Die Zeit des Bildes ist angebrochen! präsentiert – erstmals in deutscher Übersetzung – das Spektrum der Debatten französischer Poeten, Künstler, Wissenschaftler und Kritiker über das junge Kino in 60 ausgewählten Texten aus den Jahren 1906–1929. Der Band ist mehr als eine Spezialität für Filmhistoriker, denn mit dem Siegeszug des Symbolmediums der Moderne vollzogen sich tiefgehende Wandlungen in Alltagskultur, Wahrnehmung und Künsten. Populäre Serien, das Niegesehene der Mikrowelt und fremder Kontinente sowie die neue fluide, teils avantgardistische Ästhetik der Filme riefen nach Debatte und Affirmation. Musik, Farbe, Rhythmus: Photogénie! Ein aktiver Streiter war Jean Epstein, dessen Sammlung Bonjour cinéma (1921) in Die Zeit des Bildes ist angebrochen! zum ersten Mal in deutscher Sprache komplett mit allen Beiträgen, Gedichten und Grafiken erscheint. (Webseite zum Buch)

 

Fabienne Liptay: Telling Images. Studien zur Bildlichkeit des Films. Zürich/Berlin: diaphanes, 2016.

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In der Filmbetrachtung sind die Bilder dem Blick zunächst gegeben, bevor sie zu erzählen beginnen. Im blinden Fleck dieses Blicks liegt das, was den Bildern erst durch Erzählungen hinzugedacht wird. Filme gestalten Geschichten mit den ihnen gegebenen visuellen Ausdrucksmöglichkeiten, sie generieren aber auch Bildvorstellungen, die narrativ entwickelt werden. Diese Vorstellungen erlauben Rückschlüsse auf ästhetische und technische, soziale und politische Aspekte der Wahrnehmung und Verwendung von Bildern.

Die in diesem Buch versammelten Studien entlang der Werke bekannter Regisseure wie Michael Haneke, Krzysztof Kieślowski, Jim Jarmusch, Wim Wenders oder Ari Folman eröffnen ungewohnte Perspektiven auf das Verhältnis, das Bilder und Erzählungen im Film unterhalten.

 

Daniel Wiegand: Gebannte Bewegung. Tableaux vivants und früher Film in der Kultur der Moderne. Marburg: Schüren, 2016. (Zürcher Filmstudien 36)

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Als Tableaux vivants oder ‹lebende Bilder› bezeichnet man von lebenden Personen nachgestellte Gemälde oder Skulpturen. Um 1900 erfreute sich diese eigenartige Form der Schaustellung unter anderem auf den Bühnen der großen Varietétheater, auf Volksfesten und bei Vereinsabenden großer Beliebtheit. Der vorliegende Band zeigt, dass Tableaux vivants als wesentlicher Bestandteil der visuellen Kultur dieser Jahre auch einen Bezugsrahmen für die Entstehung des neuen Massenmediums Film bildeten. Dabei werden diverse intermediale Konstellationen in den Blick genommen: gemeinsame Aufführungskontexte und Publikumsschichten, aber auch Filme, die bewusst auf Inszenierungsweisen der älteren Unterhaltungsform zurückgriffen.
Der Band präsentiert eine Fülle an historischem Material zu Tableaux-vivants-Aufführungen um 1900 und analysiert zugleich zahlreiche Filme aus dem internationalen Kino der Attraktionen bis 1914, u.a. die magischen Trickfilme von Georges Méliès und Segundo de Chomón, frühe Filmburlesken von Pathé und Gaumont sowie Aufnahmen populärer Varieténummern. Er leistet zudem eine eingehende Auseinandersetzung mit der frühen Filmtheorie der Jahre um 1910.

 

Thomas Christen (Hg.): Vom Neorealismus bis zu den Neuen Wellen: filmische Erneuerungsbewegungen 1945-1968. Einführung in die Filmgeschichte, Band 2. Marburg: Schüren, 2016.

neorealismus

Der Band analysiert verschiedene Phasen der Erneuerung und des Aufbruchs im Kino nach den Erschütterungen durch den 2. Weltkrieg. Die wichtigsten Strömungen am Ende der vierziger Jahre bilden dabei der Film Noir sowie der italienische Neorealismus und als wenig geglückter Versuch der deutsche Trümmerfilm. In den späten vierziger und fünfziger Jahren sieht sich der Hollywoodfilm im Kampf gegen das Fernsehen vielerlei Herausforderungen gegenüber, denen er technologisch (Farbe, Breitwand) und anderweitig (z.B. durch Starkult) zu begegnen weiß. Ende der Fünfzigerjahre kommt es sowohl in West-, aber auch in Osteuropa, in Nord- und Lateinamerika zu einer zweiten, noch folgenreicheren Reihe von Erneuerungs-bewegungen, die unter dem Namen Neue Wellen zusammengefasst werden. In Westeuropa sind dies die französische Nouvelle Vague, das britische Free Cinema und die British New Wave sowie der Junge Deutsche Film, der Papas Kino für tot erklärte. Auch im osteuropäischen Kino entstehen vielerlei Ableger der Neuen Wellen, auch wenn sie vielfach gegen Zensurmaßnahmen zu kämpfen. Der Italowestern sowie die britisch/amerikanische Erfolgsserie James Bond eröffnen Perspektiven auf das Mainstreamkino in den Sechzigerjahren. Den Abschluss bildet schließlich ein Blick nach Übersee: das New American Cinema, die japanische Nuberu bagu sowie das brasilianischen Cinema nôvo.
Filmbeispiele, ausführliche Biblio- und Filmografien (mit DVD-Nachweis) runden die achtzehn Kapitel ab.