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Seminar für Filmwissenschaft

BildTransformationen nach 1989. Ansätze zu einer Ästhetik des Intervalls

Patricia Pfeifer, M.A.
Referentin: Prof. Dr. Fabienne Liptay

Das interdisziplinäre Dissertationsprojekt widmet sich einer besonderen Form der politischen und gesellschaftlichen Übergangszeit, und zwar dem Postkommunismus. Es geht der Frage nach, ob und inwiefern die Transformationsprozesse, die durch die Revolutionen von 1989 und das Ende des Kommunismus in Osteuropa angetrieben und beschleunigt wurden, innerhalb der Kunst und ihren vielfältigen, medialen Praktiken zu einer eigenständigen, ästhetischen Auseinandersetzung geführt haben. Im Vordergrund stehen weniger ausgewählte Themen und Motive als vielmehr die Strategien ihrer Verbildlichung. Mein Leitinteresse richtet sich danach, durch welche performative Verfahren oder mediale Konstellationen Vorgänge von prozessualer Veränderlichkeit ausgedrückt und visualisiert werden können, die in Korrelation zu ihrem im Wandel begriffenen politischen und gesellschaftlichen Produktions- oder Ausstellungskontext stehen.

Die vorliegende Forschungsarbeit bildet sich vor dem Hintergrund eines dynamischen und die eigenen methodischen Ansätze intensiv reflektierenden, wissenschaftlichen Diskurses der ausgehenden 1990er und 2000er Jahre ab. Sie unternimmt den Versuch, einerseits spezifische, historische (Entstehungs-)Kontexte zu berücksichtigen, indem primär auf rumänische, postjugoslawische und ungarische GegenwartskünstlerInnen und FilmemacherInnen eingegangen wird. Diese (Entstehungs-)Kontexte sollen aber lediglich als Ausgangspunkt für die Beschreibung von größeren, globalen Bedeutungszusammenhängen dienen, die unmittelbar mit dem Ende des Kommunismus und der politischen Neuordnung Europas nach 1989 verknüpft sind: Sie sollen es erlauben, politische und medientechnologische Übergänge zusammenzudenken, territoriale (Grenz-)Verschiebungen mit diskursiven und epistemologischen Begrenzungen der Wissensproduktion in Verbindung zu bringen sowie Operationen der Differenz als ambivalenten Prozess rück- und gegenläufiger Bewegungen beschreibbar zu machen.

Mit der Denkfigur des Intervalls sei in dieser Arbeit der Vorschlag unterbreitet, die vielschichtigen Prozesse der Transformation und des Übergangs innerhalb der film- und kunsthistoriographischen sowie ästhetischen Praxis nach 1989 unter ihren zeitlichen, räumlichen und strukturellen Aspekten zu beleuchten. Dabei gilt es, den Begriff des Postkommunismus auf seine bild- und erkenntnistheoretische Anwendbarkeit hin zu befragen.

Als exemplarisch darf die Reconstructions-Serie des rumänischen Künstlers Iosif Király gelten, mit der er seit 2001 den urbanen Transformationsprozess seines Landes dokumentiert. Indem seine Fotocollagen die Zeit-Intervalle zwischen den einzelnen Aufnahmezeitpunkten offenlegen, lassen sie die Erfahrung räumlicher und zeitlicher Diskontinuitäten sichtbar werden. Ein zusätzlicher Effekt ist dabei, dass sich seine Panorama-Collagen von Bukarest, London und Berlin über ihre fragmentierte Bildstruktur, die visuellen Nahtstellen miteinander verbinden und auf die politisch-globalen ebenso wie lokalen und kulturellen Verschiebungsprozesse verweisen.

Weiterführende Informationen

pascal

Image and Transformation in Contemporary Eastern European Cinema