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Seminar für Filmwissenschaft

Forschungskolloquium

Frühlingssemester 2025

Die Programme des Forschungskolloquiums aus den vergangenen Semestern finden Sie im Archiv.

Termin             Referent:innen
12. März

Robert Blanchet (Zürich)
"What, you are not eating?” – “Thanks, I had bugs for lunch.” Ist Zuschauerekel eine empathische, sympathetische oder direkte Emotion?

In zwei Aufsätzen (2009, 2011) hat Hanich die Theorie von Plantinga (2006) und Carroll (2008) kritisiert, nach der es sich beim Zuschauerekel immer um eine direkte Reaktion des Zuschauers auf ein abstossendes Objekt handelt. Stattdessen glaubt Hanich, dass wir uns auch empathisch mit oder sympathetisch für eine Figur ekeln können, indem wir uns in ihre Lage versetzen. Auch wenn ich Hanich zustimme, dass seine Gegenbeispiele zeigen, dass die ursprüngliche Direkte-Reaktions-Theorie von Zuschauerekel unzureichend ist, werde ich eine modifizierte Version dieser Theorie vorschlagen, die ohne Rückgriff auf die Simulationstheorie von Empathie auskommt.   

30. April

Imme Klages (Mainz)
Mapping German Film Exiles (1933–1945): Digitale Filmgeschichte am Beispiel von Günter Peter Strascheks Archiv

Das deutsche Filmexil während des Nationalsozialismus (1933–1945) ist aufgrund der weltweit verstreuten Archivquellen nach wie vor ein herausforderndes Forschungsgebiet. Das DFG-Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Exilfilmforschung und transnationalen Filmgeschichte, indem es sich mit der Sammlung des Filmemachers und Exilforschers Günter Peter Straschek (1942–2009) befasst. Sein Archiv mit 3.548 Personenakten, das im Deutschen Exilarchiv 1933–1945 in Frankfurt am Main untergebracht ist, wurde in die Normdaten (GND) der Deutschen Nationalbibliothek aufgenommen und mit zusätzlichen Daten aus Wikidata und IMDb angereichert. Mithilfe digitaler Tools wird die Sammlung von Straschek in eine Datenbank mit Namen, Geburts- und Sterbedaten, Berufen und Exilländern umgewandelt. Durch die systematische Zuordnung dieser Datenpunkte untersucht das Projekt Muster von Flucht und Exil und macht in der Forschung übersehene Filmexilant:innen wieder sichtbar und auffindbar. Die digitale Methodik erleichtert die Integration und kritische Neubewertung von Archivmaterialien und ermöglichen die Neuinterpretation etablierter Erzählungen. Inspiriert von Saidiya Hartmans „spekulativer Geschichtsschreibung“ untersucht das Projekt kritisch Lücken und Abwesenheiten im Archiv und verfolgt dabei einen fehlerbewussten Ansatz, um marginalisierte Perspektiven hervorzuheben. Durch die Projektdatenbank wird die Exilfilmgeschichte aus einer dezentralen Perspektive neu betrachtet. Visuelle Kartierungen von Fluchtwegen und beruflichen Laufbahnen veranschaulichen die transnationalen Auswirkungen von mehr als 3.000 Filmschaffenden im Exil. Die Wiederverwendung von Archivmaterial deckt nicht nur verborgene Zusammenhänge auf, sondern erweitert auch das Verständnis der historischen und filmischen Bedeutung des Exils. Mit meinem Vortrag möchte ich zeigen, wie digitale Werkzeuge ein fragmentiertes Archiv in eine Ressource verwandeln können, die integrative Erzählungen der Filmgeschichte fördert.

7. Mai

Grazia Ingravalle (London)
Colonial Films, Evidence, Redemption: Towards a Postcolonial Hermeneutics of the Audiovisual Archive

This talk examines the role of moving images in the aftermath of the formal dissolution of European colonial regimes in relation to Ariella Azoulay’s radical imperative to unlearn the archive as an imperial technology. Since the turn of the nineteenth century, moving images shot in former colonies and capturing indigenous people, such as the deceptively titled Panorama of Calcutta from the River Ganges (1899), have circulated globally in spheres and on media ranging from philantropic societies to television and YouTube. Over time, this audiovisual archive has worked as an essential technology for the production, disciplining, and oppression of the colonized other, crystallizing historicist epistemologies of progress and modernity. However, these same visual and paratextual traces often reveal “minor,” largely unrecorded or forgotten colonial histories, enabling us to deconstruct enduring imperialist erasures, structures, and violence. Within this predicament, I argue, archival research and curatorship offer an opportunity to redeem—to borrow from Siegfried Kracauer—moving images and reckon with the colonial past. Drawing on Hans-Georg Gadamer’s and Dipesh Chakrabarty’s philosophical and postcolonial hermeneutics, I theorize archival film curatorship as a hermeneutic space, physical and virtual, of temporal and historical mediation with the colonial past and its legacies.

   
   

 

Weiterführende Informationen

Forschungskolloquium

Das Forschungskolloquium des Seminars für Filmwissenschaft findet an ausgewählten Terminen im Semester, jeweils mittwochs von 16:15 bis 17:45 Uhr bis auf Weiteres im Raum AFL E-015 statt. Die Teilnahme erfolgt auf Einladung. Interessierte Gäste sind herzlich willkommen. Um eine Anmeldung per Email wird gebeten.

Kontakt

Babylonia Constantinides 
babylonia.constantinidestank@uzh.ch