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Seminar für Filmwissenschaft

Veranstaltungen

09.04.2024: Übertragung #05 – Kafka übertragen

Hanns Zischler (Berlin)
Filmscreening mit anschliessendem Gespräch

«Amerika» vor Augen oder Kafka in 43 min 30 sec, BRD 1978, Hanns Zischler

9. April 2024, 18:30 Uhr

Filmpodium
Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich

Fünf Jahre vor Klassenverhältnisse (1983), der Auseinandersetzung Danièle Huillets und Jean-Marie Straubs mit Kafkas Amerikaroman, inszeniert Hanns Zischler in seiner Berliner Wohnung Leseszenen. Wir sehen (und hören) dabei zu, wie er und andere sich mit Kafkas Buch beschäftigen, wie sie Textpassagen rezitieren und interpretieren, einzelne Stellen in Szene setzen, vorsichtig einordnen und kommentieren. Vor Bücherregalen, auf dem Balkon, schliesslich auf dem Dach. «Amerika» vor Augen oder Kafka in 43 min 30 sec ist weniger Verfilmung als gelebte Lektüre. Zu Beginn denkt Harun Farocki über die Unmöglichkeit einer Verfilmung nach. Kafkas Buch sei wie ein Traum, der «nur aus gleich wichtigen Dingen besteht». Deshalb sei es ziemlich willkürlich, «einen Digest davon zu machen und zu sagen: ‹Wir nehmen das und wir nehmen jenes.›»

08.04.2024: Bilder könnten alles bedeuten – Eine Lesung aus Texten Harun Farockis

8. April 2024, 19:00 Uhr

Cabaret Voltaire
Spiegelgasse 1
8001 Zürich

Harun Farocki war nicht nur Filmemacher, Theoretiker und zeitgenössischer Künstler, er hat zwischen 1964 und seinem Tod 2014 auch kontinuierlich geschrieben. Seine Schriften liegen inzwischen in einer sechsbändigen Ausgabe vor.

In der dialogischen Lesung stehen verschiedene Verbindungen Farockis zur Schweiz im Zentrum: Eine Regiearbeit mit Heiner Müllers Stücken Die Schlacht und Traktor am Theater Basel im Jahr 1976, filmkritische Texte zu Filmen Christian Schochers und Clemens von Klopfenstein Anfang der 1980er Jahre, schließlich die Installation Übertragung am Limmatplatz in Zürich im Jahr 2007.

Es lesen die Regisseurin Corinna Belz, die in den 1980er Jahren an mehreren Filmen Farockis als Sprecherin mitgearbeitet hat, und Volker Pantenburg, Professor für Filmwissenschaft an der Universität Zürich und Mitgründer des Harun Farocki Instituts.

27.11.2023: Übertragung #04 – 1972. Antonioni in China

Tom Holert (Berlin)
Filmscreening mit anschliessendem Gespräch

Chung Kuo – Cina, I 1972, Michelangelo Antonioni

27. November 2023, 18:00 Uhr

Filmpodium
Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich

Das neue Buch des Berliner Kunsthistorikers und Kulturwissenschaftlers Tom Holert trägt den Titel «ca. 1972. Gewalt – Umwelt – Identität – Methode». Der Text/Bild-Essay zeichnet die vielfältigen und widersprüchlichen Aufschübe, Aufbrüche und Ausschweifungen der räumlich-zeitlichen Konstellation «ca. 1972» nach. Als Leitfaden dient die Frage nach den (Un-)Möglichkeiten radikalen Wissens und Handelns. Zu den Stationen des multidirektionalen Parcours gehören Gefängniszellen in Mosambik, die indigene «Tent Embassy» in Canberra, eine Ausstellung schwarzer Künstlerinnen in Brooklyn, ein Ausbildungscamp des Vietkong oder die erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Stockholm. Auch die globalen Effekte der maoistischen Kulturrevolution waren «ca. 1972» noch sehr spürbar. In diesem ideologischen Kontext reiste Michelangelo Antonioni nach China. Sein Film bietet Gelegenheit, die damals wirkenden politisch-ästhetischen Fliehkräfte nach 50 Jahren einer Relektüre zu unterziehen.

Zum Film: Nach dem kommerziellen Misserfolg Zabriskie Point (1970) und einigen gescheiterten Projekten nahm Michelangelo Antonioni 1972 einen Auftrag des italienischen Fernsehens an, das fernöstliche «Reich der Mitte» (so die Übersetzung des Titels) zu bereisen und filmisch zu dokumentieren. Da sich das Land nach der von Mao 1966 angeordneten Kulturrevolution gegenüber dem Westen abgeschottet hatte und es nur wenige Bilder aus der Volksrepublik gab, nutzte Antonioni die Gelegenheit, zu seinen dokumentarischen Anfängen zurückzukehren. Aus über 40 Stunden Filmmaterial kondensierte der Regisseur einen mehrteiligen TV-Film sowie eine eigenständige Kinofassung. Der von den chinesischen Offiziellen harsch kritisierte Reisebericht blieb eine Ausnahmeerscheinung in der Filmografie Antonionis, der mit Professione: Reporter zur Fiktion zurückkehrte.

25.05.2023: Übertragung #03 – Mind the Memory Gap

Franz Wanner (Zürich, Berlin)

Dual Use, Franz Wanner, 2016, 19 min
Mind the Memory Gap, Franz Wanner, 2022, 14 min

25. Mai 2023, 18:30 Uhr

Filmpodium
Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich

Ein videografischer Vortrag und ein Gespräch zwischen Fabienne Liptay und Franz Wanner behandeln Kulturen des Bereinigens, Verdrängens und Vergegenwärtigens. Ausgehend von der Installation Dual Use, die Tendenzen gesellschaftlicher Militarisierung beleuchtet und eine parlamentarische Anfrage auslöste, entwirft Wanner einen Bogen zu seiner aktuellen Arbeit Mind the Memory Gap. Unter diesem Titel führt er die 2020 begonnene Untersuchung von Auswirkungen der im NS-Regime massenhaft praktizierten Ausbeutung durch Zwangsarbeit fort.

14.11.2022: Übertragung #02 – Militant Mangrove Education

Filipa César (Berlin) und Sónia Vaz Borges (Philadelphia; online)
Filme, Gespräche, Archivmaterialien

Navigating the Pilot School, Filipa César & Sónia Vaz Borges, 2016, 12 min
Mangrove School, Filipa César & Sónia Vaz Borges et al, 2022, 34 min

14. November 2022, 18:30 Uhr

Filmpodium
Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich

Die Künstlerin und Filmemacherin Filipa César beschäftigt sich seit 2011 mit Guinea-Bissau. Mit den Filmemachern Sana Na N’hada und Flora Gomes reanimiert sie die Filmgeschichte und den  Befreiungskampf des westafrikanischen Landes in künstlerischen, kuratorischen und diskursiven Aktionen. Zwei gemeinsam mit Sónia Vaz Borges entstandene Kurzfilme stellen das Thema der dekolonialen Erziehung ins Zentrum. Ein Abend mit Filmen, Gespräch und Archivmaterialien.

19.05.2022: Übertragung #01 – Kino und Fotogrammetrie

Übertragung

Ute Holl (Basel)
Vortrag mit anschliessendem Screening
Bilderkrieg, BRD 1987, Harun Farocki

19. Mai 2022, 18:00 Uhr

Filmpodium
Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich

Übertragung heißt eine Videoarbeit Harun Farockis, die seit 2007 am Limmatplatz zu sehen ist. Die Veranstaltungsreihe des Farocki Forums greift den Titel auf und lädt einmal pro Semester zu Vorträgen oder Gesprächen ins Filmpodium ein. Farockis Bilderkrieg (1987) ist eine vielschichtige Reflexion über die Zusammenhänge zwischen Bildtechnologien, Datafizierung und den Dialektiken der Aufklärung. Albrecht Meydenbauers Erfindung der Fotogrammetrie ab Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichte es, Fassaden nicht mehr vor Ort unter Einsatz des eigenen Körpers vermessen zu müssen, sondern in sicherer Distanz mittels Fotografien. Eine folgenreiche Episode in der langen Geschichte der fortschreitenden Trennung von Auge und Blick.

In ihrem Vortrag skizziert Ute Holl die Geschichte der Fotogrammetrie als Vorgeschichte gegenwärtiger Verrechnungen der Welt zu virtuellen Daten-Umgebungen. Was Harun Farocki in verschiedenen seiner Filme als «operative Bilder» (Bilder, die handeln, Bilder als Interfaces) untersucht hat, verdichtet sich zu einem «Metaverse». Dort lernen wir, uns zu verhalten: im Sozialen, in der Produktion, der Unterhaltungsindustrie. Künftige Kulturtechniken werden ohne die Fertigkeit, in diesen Umgebungen schnell und gezielt zu operieren, nicht mehr zu bewältigen sein. Aufgrund seiner Anschaulichkeit, aber auch aufgrund des ökologisch bedenklichen Energieverbrauchs unseres Datenverkehrs tritt das virtuelle Universum in ernstzunehmende Konkurrenz zu älteren kulturellen oder natürlichen Umwelten. Was tun? Was nicht?

05.05.2022: Screening – Zum Vergleich

Screening mit anschliessendem Gespräch

Zum Vergleich, D 2009, Harun Farocki

5. Mai 2022, 19:00 Uhr

Völkerkundemuseum
Pelikanstrasse 40
8001 Zürich
Raum: Hörsaal, PEA

Das Interesse für Ethnologie durchzieht Harun Farockis Filme. Besonders deutlich kommt es in Zum Vergleich zum Ausdruck. Der Film besteht aus präzisen, unkommentierten Beobachtungen der Ziegelproduktion in verschiedenen Ländern der Erde. Das Spektrum reicht von handwerklichen Methoden in Burkina Faso oder Indien über die industrielle Fertigung in Mitteleuropa bis hin zu digitalen Entwurfsprozessen von Fassaden an der ETH Zürich. «Meine Montage soll die drei gänzlich verschiedenen Arbeitsweisen vergleichen und in der Ähnlichkeit das Verschiedene entdecken. Weltzusammenhang ohne Totalisierung», schreibt Farocki in einem ersten Exposé 2003.

Im Anschluss an den Film diskutieren Mareile Flitsch, Direktorin Völkerkundemuseum UZH, und Volker Pantenburg, Professor für Filmwissenschaft an der Universität Zürich. Dabei loten sie Schnittmengen und Unterschiede zwischen ethnographischer Forschung und dokumentarischen Filmpraktiken aus.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Völkerkundemuseums und des Farocki Forums am Seminar für Filmwissenschaft der UZH. Zum Vergleich wird als 16-mm-Kopie gezeigt. Francis Kéré, der Architekt der im Film porträtierten Gando Grundschule in Burkino Faso, wurde jüngst mit dem renommierten Pritzker-Architekturpreis ausgezeichnet.

Platzzahl begrenzt, Anmeldung Tel: 044 634 90 11 oder E-Mail.

Weitere Informationen finden sich auf der Website des Völkerkundemuseums.