Navigation auf uzh.ch

Suche

Seminar für Filmwissenschaft

Maskierung und Demaskierung: Clowns im Spielfilm

Yvonne Augustin, M.A.
Referentin: Prof. Dr. Fabienne Liptay

Der Clown als Archetyp ist eine Jahrtausend alte Figur, die in beinahe allen Gesellschaften anzutreffen ist. Der Film als primär visuelles Medium eröffnet der für den Clown charakteristischen Verkleidung und Maskierung eine reiche Vielfalt an darstellerischen Gestaltungsräumen. Trotzdem ist diesem Archetyp, abgesehen von den umfangreichen Studien zu den Film-Clowns der Stummfilmzeit, aus filmwissenschaftlicher Perspektive bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden.

Das Dissertationsprojekt untersucht eine besondere Auffälligkeit der filmischen Clown-Figur und Clown-Maskierung: Der charakteristischen Verschmelzung von Darsteller- und Clownskörper ist im Spielfilm noch die der filmischen Figur zwischengeschaltet. Dabei ist auffällig, dass in einer Vielzahl von Filmen, die Clowns oder Figuren im Clownskostüm portraitieren, gerade der Moment der Transition von der Figur zum Clown, d.h. der Transformationsprozess durch Maskierung bzw. Demaskierung, in besonderem Masse hervorgehoben wird. Aus dieser Beobachtung ergibt sich die Frage, welche Rolle die Clown-Kostümierung und -Maskierung für die Entwicklung der filmischen Figur, für die Dramaturgie des Films sowie für den ontologischen Status der Figur spielen. Ändern sich die Eigenschaften der Figur durch die Maskierung und wenn ja, inwiefern? Stimmen die Charakteristika der Figur während ihrer Maskierung als Clown mit den typischen Merkmalen des archetypischen Clowns überein? Wenn nicht, welche Funktion übt die Clownsmaske in der Filmhandlung aus? Verändert sich das Figurenmodell des Zuschauers? Welchen Einfluss hat die Maskierungssequenz auf das abschliessende synthetische Figurenmodell? Bleibt die Identität der Figur dabei bewahrt?

Das Dissertationsprojekt untersucht diese Fragen anhand eines Korpus von Beispielen aus allen Epochen der Filmgeschichte und verschiedenen geographischen Produktionskontexten. Besonders wird die Szene bzw. Sequenz, in der die Transformation stattfindet, in den Blick genommen. Neben dezidiert filmwissenschaftlichen Ansätzen werden für die theoretischen Vorüberlegungen zur Maske, zu der Rolle sowie zum Clown Studien aus der Theaterwissenschaft, den Gender Studies, der Ethnologie sowie der Kulturanthropologie herangezogen und für die filmwissenschaftliche Diskussion fruchtbar gemacht.